Zum Hauptinhalt springen

Laut und deutlich

Zwei bayerische Minister zum Meinungsaustausch beim Ärztenetz Neumarkt / Bayerischer Facharztverband im Gespräch

Der Bayerischer Facharztverband (BFAV) organisierte mit Kollegen vom Ärztenetz Neumarkt einen Gesprächsnachmittag zum Thema „Ambulante Versorgung in der Region“. Der Einladung von Bayerischer Facharztverband-Chef Dr. Wolfgang Bärtl folgten der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek und Finanzminister Albert Füracker. Besondere Brisanz und Aktualität erhielt die Veranstaltung durch die vorerst gescheiterten Verhandlungen zur Klinikreform mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach wenige Stunden zuvor.

Falsche Versprechen

So warnt der bayerische Gesundheitsminister bereits in seinem Eingangsstatement die rund 50 Zuhörer, Ärzte aus der gesamten Oberpfalz vor zu viel Optimismus. Er könne die Euphorie Lauterbachs nach der langen Sitzungsrunde in Berlin nicht teilen. „Wir sind da noch lange nicht durch!“, so Holetscheks Einschätzung. Gerade an der Schnittstelle zwischen ambulanter und stationärer Versorgung im ländlichen Raum.
Hier sei es seiner Ansicht nach „dringend geboten“, die Schnittstelle gemeinsam festzulegen. Das Gesetzesvorhaben sollte mit den Betroffenen direkt besprochen werden, statt es allein Hochschulprofessoren zu überlassen. Der Bundesminister habe hier ein anders Bild, wie sich beim Thema Teamarztpraxen und Gesundheitskiosk zeige. Die Einwände und Vorschläge der Ärzte als reine Lobbygruppenarbeit zu diffamieren sei einer Lösung abträglich.

Ping-Pong-Effekt

Umgekehrt berge die vom Bundesgesundheitsministerium stark beworbene Level-Einführung als Allheilmittel ein „falsches Versprechen“, das nur zum „Ausbluten der untergeordneten Level“ führe. Die Transformation koste Milliarden, die Ressourcen würden an der falschen Stelle eingesetzt, während sich der Bundesfinanzminister „frischem Geld“ verweigere, habe Lauterbach bereits kapituliert. Die Gesundheitspolitik reguliere sich „zu Tode“, so die drastische Einschätzung Holetschek zur bürokratischen Einrichtung von Terminservicestellen. Bärtl appellierte an dieser Stelle dafür den Patienten mehr Eigenverantwortung zu übertragen, statt den Erwartungshorizont der Bürger für die „Standards, die wir geschaffen haben“ ständig auszuweiten, so zustimmend Holetschek. Dadurch komme es zu einem teuren „Ping-Pong-Effekt“. Füracker als bayerischer Finanzminister ergänzte in diesem Zusammenhang, dass zwar „viel Geld im System sei, aber wir kommen mit der Verteilung nicht zurecht“, so die Selbstkritik an die Politik.

Zu einem offenen Gesprächsaustausch in vertrauensvoller Atmosphäre trafen sich unmittelbar nach den aktuell gescheiterten Berliner Gesundheitsgesprächen Gesundheitsminister Klaus Holetschek und Finanzminister Füracker mit Medizinern im Neumarkter Ärztehaus.