»Glorreiche Sieben«?
KBV-Krisensitzung in Berlin – Lauterbach muß liefern / Deadline zum 13.09.2023
Die Berliner KBV-Krisensitzung wird nach Ansicht des Bayerischen Facharztverbandes mangels konkret ausgesprochener Konsequenzen ohne positive Resonanz bei Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach bleiben. Fehlanzeige. Nach dieser vergebenen Chance bleibt nur der gemeinsame Notausstieg aus dem System.
Es war eine beeindruckende Inszenierung beim Krisengipfel der KBV, zu der 800 Ärzte aus ganz Deutschland angereist waren. Fähnchen, Plakate und Klatschklappen lagen auf allen Stühlen bereit, damit das engagierte Publikum durchhält beim Applaudieren zu den ausnahmslos von KV-Spitzenfunktionären vorgetragenen „Wünschen“ an die Politik. Abgesehen von einigen Video Einspielern ausgewählter Kollegen war die Meinung des Fußvolkes bei dieser Veranstaltung nicht gefragt. Als Ergebnis wurde ein Paket mit sieben Kernanliegen, allen voran ein angemessener Honorarausgleich, das Ende der Budgetierung und eine funktionale Telematikinfrastruktur geschnürt und dem Bundesgesundheitsminister zur „Reaktion“ mit Fristsetzung zum 13.09.2023 übersandt.
Springprozession
Zwischenrufe aus dem Plenum nach spürbaren, konkreten Konsequenzen im Falle keiner oder einer unangemessenen Reaktion des BGM blieben unbeantwortet. Lediglich KBV Vize Hofmeister versuchte sich zum Abschluss der Veranstaltung in einer Antwort. Entscheidend wäre seiner Ansicht nach, dass die Probleme in den Praxen für die Bürger spürbar und fühlbar werden müssten, denn nur so könne politischen Handlungsdruck erzeugt werden. Im Nachsatz sprang er aber dann gleich wieder zwei Schritte zurück und sicherte zu, „dass man Strukturen aufrechterhalten werde, so dass niemand unterversorgt bleiben wird“. Diese „Echternacher Dreisprung-Prozession“ wird vermutlich wenig Eindruck beim Politprofi Lauterbach erwecken, weiß er doch aus Erfahrung ganz genau, dass er sich auf seine weisungsgebundenen KV-Vorstände stets verlassen kann – wenn‘ s eng wird. Bereits 1 Stunde nach der Veranstaltung winkte er aus dem fernen Indien via Kurznachrichtendiendt X ab.
Letzte Chance
„Die KBV – und alle KV-Vorstände haben ausnahmslos laut gebellt – jetzt müssen sie auch liefern, sonst ist die letzte Chance verspielt, gemeinsam und geschlossen der Politik die Stirn zu bieten und die Abwicklung unserer inhabergeführten, selbständigen Praxen zu verhindern“, warnt Wolfgang Bärtl, Vorsitzender des Bundesverbandes niedergelassener Fachärzte vor einem erneuten Einknicken der KBV vor dem Bundesgesundheitsminister. Sollte diese Chance erneut vergeben werden, könne man den Kollegen nach ihren Möglichkeiten nur zum Verlassen des KV-Systems raten, um so faktisch einen Wechsel zu beschleunigen und wieder Freude am Arztberuf zu finden.