TI: Pleiten, Pech und Pannen
Digitale Gesundheit zwischen Wunschdenken und Realität
Dr. Andreas Meißner, Arzt und ausgewiesener Kenner der TI-Problematik im Gesundheitswesen räumt beim 8. Bayerischen Fachärztetag im Jahnstadion in Regensburg auf mit der Illusion, dass die Telematik-Infrastruktur dem Gesundheitswesen einen Mehrwert verschafft. Das TSVG oszilliere seit Jahren zwischen euphorisierendem Wunschdenken und trauriger Realität.
Meißner ist beileibe „kein Digitalisierungsgegner“ wie er eingangs seines kenntnisreichen Referats betont. Untermauert mit einer langjährigen Praxiserfahrung als in München niedergelassener Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapeut weiß er, wo die Kollegen hier der Schuh drückt. Entgegen den Versprechungen der IT-Branche – wie schnellere Diagnosen durch weltweiten Datenaustausch sowie schnelleren Daten-Fluss von Informationen zwischen den Beteiligten – gibt es in der Realität eher den gebremsten Workflow in Praxen, abstürzende Systeme, ein fragmentiertes Wissen flankiert von dicken Leitlinien, nicht oder spät geschriebene Arztbriefe also weiterhin einen zähen Informationsfluss. Und besonders frustrierend: stetig durch vermeintliche Effizienz neue Anforderungen. Meißner bestätigt mit seinem Vortrag die Erfahrungen von BFAV-Vorstandsmitglied Gernot Petzold, mit eigener Praxis niedergelassener Augenarzt in Kulmbach, der als TI-Beauftragter des Verbandes seit Jahren den Widerstand gegen die Digitalbürokratie für die Kollegen organisiert.
BFAV kämpft um TI-Essentials
Folgende Punkte sind laut Petzold für den BFAV in Sachen TI von wesentlicher Bedeutung:
1. Der Anschluss an die TI in der jetzigen Form gefährdet die Datensicherheit, Berufsfreiheit und führt zur Verletzung der ärztlichen Schweigepflicht.
2. Nach unserer Ansicht ist es eine Verletzung von durch die Verfassung garantierter Rechte.
3. Wir fordern die Beendigung und die Rückzahlung der Honorarabzüge bei Nichtanschluss an die TI, der Anschluss an die Themen muss freiwillig sein.
4. Der Konnektoren Austausch innerhalb der TI ist eine Ressourcenverschwendung mit veralteter Technik und nicht alternativlos.
5. Die Nutzung der elektronischen Patientenakte muss für alle Beteiligten freiwillig sein und darf nicht über eine Opt-out Regelung für alle Bürger verpflichtend eingeführt werden.
6. Die Telematik Infrastruktur muss durch sicherere und ablaufoptimierte digitale Lösungen mit End-zu-End Verschlüsselung ersetzt werden Vorrang haben Datensicherheit und ärztliche Schweigepflicht.
7. Der Datenschutz ist unverzichtbar.
Granteln reicht nicht
Meißner warnt in seinem Resümee die Kollegen eindringlich davor sich resigniert vom Thema abzuwenden, denn die Entwicklung laufe weiter „mit Honorarabzügen und dysfunktionale Technik. „Weitere Gesetze werden kommen!“ U.a. mit der Pflicht für Ärzte, die ePA zu befüllen (SVR), mit strukturierten Daten statt pdf-Dokumenten. Weitere Leistungskürzungen seien absehbar. Als Gegenrezept nennt Meißner die aktive Beteiligung der Kollegen an der Berufspolitik. Sein Appell lautet: „Sich-Einmischen ist nötig! Nur in Foren granteln reicht nicht!“
Sehen Sie hier den Videovortrag von Dr. Andreas Meißner