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KV-Eigenbetriebe? Falsches Signal zur falschen Zeit!

400 Mio € weniger für fachärztliche Grundversorgung

Der Bayerischen Facharztverband (BFAV) kritisiert die Eröffnung der ersten KV-eigenen Hautarztpraxis in Marktredwitz/Oberfranken. Angesichts geplanter Einsparungen in Höhe von 400 Millionen Euro in der fachärztlichen Grundversorgung setzt die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) damit das falsche Signal für die Praxen in Not.

„Das ist das falsche Signal zur falschen Zeit! Der Bayerischer Facharztverband fordert deshalb die KVB die Einrichtung von KV-Eigenbetrieben auf Kosten der niedergelassenen Kollegen sofort zu stoppen“, so kritisiert Dr. Wolfgang Bärtl, Orthopäde aus Neumarkt und Vorsitzender des Bayerischen Facharztverbandes (BFAV), das Beispiel der ersten KV-eigenen Hautarztpraxis in Marktredwitz/Oberfranken das „Hilfsprogramm für Lauterbachs Sparorgie zu Lasten der fachärztlichen Grundversorgung.“
Bereits in dem vom Bayerischen Facharztverband initiierten und von der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns in Auftrag gegebenem Neubauer Gutachten aus dem Jahr 2016 wurde festgestellt, dass in den grundversorgenden Facharztdisziplinen in den Regionen Bayerns „keine betriebswirtschaftliche Praxisführung möglich“ wäre. So verwundert es nicht, dass die Unterversorgung mangels finanzieller Attraktivität primär bei einem allgemeinen, fachärztlichen Versorgungsbereich, einer Hautarztpraxis in der Region Oberfranken auftrat.
Die KVB reagierte darauf streng gesetzeskonform und stampfte mit viel Aufwand den ersten „KV-Eigenbetrieb“ mit einem angestellten Hautarzt in Marktredwitz aus dem Boden.
Finanziert wird dieser „KV-eigene Betrieb“ zu einem erheblichen Teil aus den über 35% gestiegenen Verwaltungskostenabgaben der Vertragsärzte! Sie haften auch weiterhin für die Wirtschaftlichkeit dieser und - soweit notwendig - weiterer nachfolgender KV-eigener Praxen. Damit entsteht der Eindruck, die Kassenärzte würden die politischen Fehlleistungen unseres Gesundheitssystems mit ihren Eigenmitteln unbegrenzt ausbügeln.
Gleichzeitig entzieht Gesundheitsminister Lauterbach durch seine Rolle rückwärts mit Streichung der Neupatientenregelung der fachärztlichen Grundversorgung 400 Mio Euro aus einer ohnehin zu ca. 80% budgetierten Vergütung.

„Betriebswirtschaftlich unattraktive Praxen zu Lasten der Vertragsärzte zu betreiben, ist in Zeiten, in denen die Politik uns zusätzlich Honorar entzieht und nicht bereit ist, uns zumindest die in der Gebührenordnung festgesetzten Preise vollständig zu bezahlen, das völlig falsche Signal zur falschen Zeit“, kritisiert Bärtl die Umsetzung und kündigt an, mit dem BFAV in der kommenden Amtsperiode der KVB alles dafür zu tun, diese KV-Eigenbetriebe zu stoppen, solange nicht „feste und angemessene Preise“ für fachärztliche Leistungen als Basis für eine betriebswirtschaftliche Praxisführung garantiert würden.

Dr. Wolfgang Bärtl