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BFAV: So haben Praxen Zukunft

Gesundheitsökonom ermutigt Ärzte zum Handeln

Prof. Dr. Thomas Drabinski vom Institut für Mikrodaten-Analyse (IfMDA), Kiel Professor für Gesundheitsmanagement (DHSH) macht den Ärzten Mut und zeigt beim 8. Fachärztetag im Jahnstadion in Regensburg die Stellschrauben betriebswirtschaftlichen gesundheitsökonomischen Ansatzpunkte wie die aktuell prekäre Situation der niedergelassenen Facharztpraxen sich ins Positive verändern lässt. Angesichts der Streichung der Neupatientenregelung, katastrophaler Honorarverhandlungen, steigender Personalkosten und explodierende Inflation ohne Aussicht auf Ausgleich ein dringend notwendiger Ausblick.

Wider die andauernden Negativ-Meldungen der vergangenen Wochen und Monate macht der Kieler Gesundheitsökonom den Teilnehmern der Versammlung Mut, die Situation ins Positive zu drehen. Auf den ersten Blick eine unlösbare Aufgabe? Die Nachrichten der vergangenen Tage sind für viele niedergelassenen Fachärzte niederschmetternd. Der Schiedsspruch im Bewertungsausschuss mit einer Honorarsteigerung von gerade mal zwei Prozent bedeutet bei einer Inflation von aktuell 10% einen realen Verlust von 8% - zusätzlich zum Wegfall der extrabudgetären Neupatienten Vergütung. Dabei handelt es sich hier keineswegs um zusätzliches Geld sondern einfach um die normale Vergütung ohne Abschläge. Bei der Anhörung im Bundestag forderte der GKV-Spitzenverband schon mal vorab eine Nullrunde bei der Punkt-Wert-Berechnung für 2023 und 2024 ohne Berücksichtigung der Inflation. bei einer Inflationsrate von 10% per annum wären das bis 2024 weitere 20% Verlust.

GOÄ-Reform dümpelt

Die GOÄ-Reform dümpelt vor sich hin, es gibt es keinen Fortschritt, und keine Punkt-Werterhöhung der GOÄ-Alt, so dass auch hier keine Honorarsteigerungen möglich sind. Lediglich ein erhöhter Steigerungssatz oder eine Honorarvereinbarung wären ein Ausweg, dies ist aber in der täglichen Arbeit mit dem Patienten schwer zu transportieren, bisher weigern sich die meisten Privatpatienten Selbstbehalte aus der eigenen Tasche zu bezahlen. „Wenn dies so kommt, wird das zum finanziellen Kollaps der meisten Arztpraxen In den kommenden drei Jahren führen. Einen derartigen gravierenden Eingriff in die ambulante Patientenversorgung hat es bisher noch nicht gegeben,“ so befürchtet BFAV-Vorstandsmitglied Dr. Gernot Petzold, mit eigener Praxis niedergelassener Augenarzt in Kulmbach. „Wenn man diese Entwicklung in der Historie betrachtet, kommt man unweigerlich zum Schluss, dass die Politik der vergangenen 10 Jahre das Ziel hat, die ambulanten niedergelassenen Fachärzte zu vernichten und durch andere Strukturen zu ersetzen.“ Dem steht eine ungebremste Steigerung der Verwaltungskosten bei den Krankenkassen gegenüber. „Zynischer Weise entspricht der Steigerungs-Betrag genau der Summe, die den Ärzten abgezogen wird“, so Petzold. Der Konnektorentausch dagegen soll unverändert durchgeführt werden, er wird den Krankenkassen einen dreistelligem Millionen Betrag kosten - dafür ist Geld da, aber nicht für die ambulante fachärztliche Versorgung.
Aktiv werden!

Drabinski unterstützt in seiner Analyse angesichts eines Defizits von rund  17 Mrd. € in der GKV-Kasse das Ansinnen der Fachärzte zu „verstärktem unternehmerischen Denken und Handeln“. Er regt an, über Kooperationsprojekte auf Augenhöhe nachzudenken und verweist darauf, dass „ärztliche Leistung nicht lagerbar“ sei. Die demographische Entwicklung stütze die Position „Knappheit als Preissignal“ in den Praxen einzusetzen. Er bedauert gleichzeitig, “in der Realität passiere aber noch immer genau das Gegenteil.“ Die Gesundheitspolitik treffe derzeit „ideologisch motivierte Entscheidungen zu Lasten der ambulanten Versorgung“. Er fordert die Ärzte auf aktiv zu werden denn „Krisenzeiten sind Reformzeiten und der Nährboden für Reformen“.

 

Sehen Sie hier den kompletten Vortrag von Prof. Drabinski

 

Prof. Dr. Thomas Drabinski
Prof. Dr. Thomas Drabinski vom Institut für Mikrodaten-Analyse (IfMDA)